Kleiner Mann ganz groß!

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Isabell findet die Nachricht:

Lautlos rollt das silberne Hybrid-Auto auf den Parkplatz am S-Bahnhof Tutzing. Auf der Türe prangt ein riesiger Aufkleber, darauf drei Bäume mit grüner Krone, die schwarzen Stämme sind Menschen, darunter steht „Plant for the Planet. Trees for Climate Justice“. Es ist kurz vor fünf, die Sonne versinkt hinter der Alpenkette. Frithjof Finkbeiner holt seinen Sohn Felix von der Schule ab. Oder von der Arbeit, je nachdem, wie man das sehen will. Der zierliche Zwölfjährige mit der Brille hat vor drei Jahren die Kinder-NGO Plant for the Planet gegründet. Seither ist er ein gefragtes Kind.

Hinter ihm steht ein Kamerateam vom ARD-Morgenmagazin, sie wollen einen positiven Beitrag zum Klimagipfel machen. Sie haben Felix bereits in der Schule begleitet, einer internationalen Privatschule in Starnberg. Felix spricht gut Englisch, das ist von Vorteil, denn der Junge ist mit seinen Vorträgen in der ganzen Welt unterwegs. Er war im Sommer bei der UN-Kinderkonferenz in Seoul, im November bei der UN-Klimakonferenz in New York, im September beim UN-Waldforum in China. Er hat bereits Barack Obama, Kofi Annan und Al Gore die Hand geschüttelt. 400.000 Bäume hat seine Organisation schon in Deutschland gepflanzt, weltweit sollen es über 200 Millionen werden. Ehrgeizige Pläne, für deren Umsetzung Felix im Jahr 20 freie Tage von seiner Schule bekommt – was nicht ganz ausreicht, wie der Vater gesteht.

Frithjof Finkbeiner ist selbst seit Jahren in Sachen Weltrettung unterwegs. Nach einer Begegnung mit Al Gore verkaufte der Wirtschaftswissenschaftler seine Baustoff-Firma und gründete 2003 die „Global Marshall Plan Initiative“, die für die Umsetzung einer globalen ökosozialen Marktwirtschaft kämpft. Plant for the Planet gehört mittlerweile zur Initiative, die Kinder-NGO ist das lebendige Moment darin: „Das war eine reine Kopfsache“, sagt Finkbeiner, „dass auch der Einzelne etwas tun kann, das fehlte komplett“. Wenn Kinder Kindern Klimagerechtigkeit beibrächten, habe das eine enorme Wirkung. Erst recht, wenn diese vor Erwachsenen über ihre Zukunft sprächen. (…)

Angefangen hat alles mit einem Referat, das Felix als Neunjähriger vor der Klasse hielt. Darin erwähnte er die afrikanische Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai, die mit dem Green Belt Movement 30 Millionen Bäume in Afrika pflanzte. Er schloss seinen Vortrag mit den Worten: „Lasst uns eine Million Bäume pflanzen.“ Seine Lehrerin ließ ihn den Vortrag vor den Klassensprechern der Schule wiederholen, die Direktorin schickte ihn an andere Schulen.

Jetzt sitzt Felix auf seinem Bett und futtert Schokolade. Über seinem Zimmer ist das Büro der Initiative, fünf Mitarbeiter sind dort angestellt. An der Wand in seinem Zimmer hängt ein Plant for the Planet-Banner mit Unterschriften chinesischer Kinder, auf dem Klavier sind T-Shirts mit dem Logo der Initiative drapiert. Wenn man Felix fragt, ob er in seiner Freizeit nicht lieber spielen möchte, sagt er ernst: „Manchmal würde ich lieber mit meinen Freunden was unternehmen. Aber wir Kinder müssen das machen, es geht um unsere Zukunft.“ Für Felix heißt das schon mal, zugunsten der Weltrettung in seiner Freizeit den Schulstoff nachholen zu müssen. Wird ihm das nicht alles zu viel? Felix hält inne und sagt: „Es macht schon auch Spaß.“ (…)

Ich habe mir mal die Internetseite angeschaut, es wird deutlich, dass da viele Kinder mit Unterstützung Erwachsener für eine gute Sache zusammenarbeiten. Ich finde es grundsätzlich gut, wenn Kinder und Jugendliche sich für eine gute Sache engagieren. Sie erarbeiten als Gruppe ihre Aktionen und führen sie durch, das schweißt zusammen und gibt ihnen das gute Gefühl, dem drohenden Klimakollaps aktiv entgegenzuwirken und nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Das wirkt auch ihren Ängsten entgegen, die durch die Presse geschürt werden. Mit solchen Leuten lässt sich wirklich etwas zum Guten verändern.

Den ganzen Artikel lesen: Frankfurter Rundschau